Pippi Langstrumpf

Mut zum Frust: Warum Du Dein Kind nicht IMMER glücklich machen DARFST

Ich habe neulich in einem Laden dieses Bild gesehen und es hat mich nachdenklich gestimmt. Ist es nicht so, dass wir alle unser Kinder immer strahlen sehen wollen? Wir sehnen uns danach, sie vor Leid zu bewahren und sie glücklich zu machen. Doch genau dieser Wunsch nach Glück kann genau das Gegenteil bewirken. Warum, das habe ich mir genauer angeschaut.

Dabei bin ich auf Dr. Becky gestoßen und ihrer „Good-Inside“-Philosophie. Die US-amerikanische Psychologin und Bestsellerautorin argumentiert, dass der ständige Versuch, Kinder glücklich zu machen, unbeabsichtigt dazu führen kann, dass sie wichtige emotionale Fähigkeiten nicht entwickeln. Sie betont, dass es nicht darum geht, Kinder leiden zu lassen, sondern darum, ihnen beizubringen, wie man mit schwierigen Gefühlen umgeht.

Das Familienleben wäre so viel angenehmer, wenn wir jedes kleine Unwohlsein vermeiden, jede Träne unterbinden, jede Frustration sofort beseitigen. Was kurzfristig Erleichterung bringen mag, entzieht aber langfristig unseren Kindern eine unschätzbar wertvolle Lernerfahrung: den Umgang mit allen Gefühlen – auch den negativen.

 

Wahres Glück entsteht aus Resilienz (Dein Kind braucht die Fähigkeit dazu)

Glück ist kein Dauerzustand ohne jegliche Schatten. Wahres, tiefes Glück und Zufriedenheit entstehen oft aus der Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen, Rückschläge zu überwinden und auch Gefühle wie Enttäuschung, Traurigkeit oder Wut zu durchleben und zu verarbeiten. Diese Fähigkeit nennen wir Resilienz – quasi die emotionale Super-Rüstung für’s Leben! Also Mut zum Frust!

 

5 Gründe, die auch Dr. Becky unterstützt, warum Dein Kind auch „schlechte Laune“ braucht (und davon profitiert):

1. Resilienz-Training: Jede überstandene Enttäuschung, jeder bewältigte Konflikt macht Kinder widerstandsfähiger für zukünftige Herausforderungen. Sie lernen: „Ich schaffe das, auch wenn es schwer ist.“ Das ist wie: „Oje, das Legohaus ist eingestürzt!“ – und dann: „Kein Problem, das baue ich noch besser auf!“ In jungen Jahren scheint das unrealistisch, aber mit der Zeit werden sie widerstandsfähiger.

2. Emotionale Intelligenz: Wer alle Gefühle erlebt und darüber spricht, lernt, sie zu benennen, zu verstehen und zu regulieren. Das ist wie ein Kurs in emotionaler Intelligenz. Ihr könnt ihnen helfen, die Gefühle benennen, damit sie wissen, was in ihnen gerade passiert.

  • Beispiel: „Ich sehe, dass es Dich wütend macht, weil Dein Freund Dein Spielzeug weggenommen hat.“ „Es ärgert Dich, dass Du nicht noch länger draußen spielen kannst und wir jetzt essen.“ „Du wirkst traurig. Ist da etwas, worüber Du mir erzählen möchtest?“

3. Problemlösungs-Profis: Wenn Ihr als Eltern nicht sofort alle Probleme löst, müssen Kinder selbst nach Lösungen suchen. Das fördert Kreativität, Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit

  • Beispiel: „Was könntest Du jetzt tun, damit das wieder klappt?“ oder jetzt muss Dein Kind damit klar kommen, dass es ohne Turnbeutel in den Sportunterricht gehen muss.

4. Realitäts-Check fürs Leben: Das Leben ist kein Filter auf Instagram. Kinder, die auch Schattenseiten kennenlernen, entwickeln ein realistischeres Bild der Welt und sind besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet.

5. Glücks-Verstärker: Wer weiß, wie sich Traurigkeit oder Frustration anfühlt, kann Momente des Glücks viel bewusster und intensiver wahrnehmen und schätzen.

  • Beispiel: Wenn Dein Kind bei der ersten Fahrprüfung durchgefallen ist, sich neu motiviert hat und dann die Prüfung beim zweiten Mal schafft, fühlt es sich sicher doppelt so glücklich.

 

Wie Du Dein Kind dabei gut begleitest (ohne Dich als „böses Elternteil“ zu fühlen)

Es geht nicht darum, bewusst Leid zu erzeugen oder sie ignorieren, wenn sie wütend sind, sondern darum, Raum für die normalen, unvermeidlichen Gefühle des Lebens zu lassen und Kinder dabei zu begleiten:

  • Gefühle benennen: Wenn Dein Kind traurig, wütend oder enttäuscht ist, benenne kurz, was Du an Gefühlen wahrnimmst. Versuche nicht sofort, es aufzuheitern oder abzulenken.
  • Mitfühlen, nicht mitmachen: Zeige Empathie, aber bleibe in Deiner Rolle ein sicherer Halt. Du musst die Gefühle nicht übernehmen oder für Dein Kind lösen. Halte den Raum. Dies ist der schwierigste Part am Elternsein. Ein Vater hat mal erzählt, dass er selber für sich das Atmen entdeckt hat und seit dem immer laut sagt „Atmen, atmen, atmen“, wenn er selber merkt, dass er sich den Gefühlsschuh des Kindes anfängt anzuziehen. Dies ist für seine Kinder dann immer schon ein Zeichen, dass auch sie kurz innehalten und es klappt in der Familie hervorragend.
  • Grenzen setzen: Manchmal sind unsere Kinder wütend über Grenzen, die wir setzen (z.B. „Nein, es gibt heute keine Süßigkeiten mehr“). Halte diese Grenzen freundlich, aber bestimmt. „Ja, das macht Dich wütend, auch wenn Du weißt, dass es heute keine weiteren Süßigkeiten und Du bis Morgen warten musst.“

Indem wir unseren Kindern erlauben, die volle Bandbreite menschlicher Emotionen zu erleben und zu lernen, wie sie damit umgehen können, schenken wir ihnen etwas viel Wertvolleres als ständiges Glück: die Kompetenz, ein widerstandsfähiges Leben zu führen. Also hab Mut zum Frust und zum Aushalten von allen Gefühlen Deines Kindes und halte es wie Dr. Becky:

„Du musst Dein Kind nicht glücklich machen“

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Isabelle von Abendroth - elternworkshops & coaching

Ich bin Isabelle, Elterncoach und 3-fach Mutter.

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