Immer wieder höre ich vor allem von Müttern, dass sie sich schämen auszusprechen, sich mehr um sich selber kümmern zu wollen. Sie fühlen sich dabei egoistisch. Das Wort „egoistisch“ ist für sie negativ besetzt. Bei manchen Menschen würde es jedoch viel hilfreicher sein, das Wort für notwendig zu erachten und positiv zu besetzen.
Gerade rund um die Sommerferien, wenn lange schöne, aber auch zu füllende, sich ziehende sechs Wochen vor uns Eltern liegen, höre ich
teils Stöhnen „Wie mache ich die Kinder glücklich, wenn ich parallel arbeiten muss?“
teils Jubeln „Endlich nicht mehr dieser morgendliche Druck beim Aufstehen“
teils Respekt „Wie machen das andere, die keine Hilfe haben?“
teils Klagen „Nach den Ferien ist vor den Ferien, da brauche ich dann Ferien – ich bin erschöpft.“
Doch vor lauter Kümmern um Familie, Job und Haushalt vergessen wir uns gerne selber.
Erst kommen die Kinder, dann Partner*in, dann Familie, Eltern, Geschwister, Tanten, Onkel, beste Freunde, Nachbarn, der Haushalt und die Arbeit.
Wo bist Du?
Ganz zum Schluss – wenn überhaupt?
- Wie geht es Dir?
- Was wünschst Du Dir für die Ferien?
- Was tut Dir gut?
- Was möchtest Du nicht machen und was erschöpft Dich?
- Was macht Dir Freude?
- Was macht Dir Spaß?
- Was würde Dir helfen?
Was von Dir lieb gemeint ist, wenn Du Dich um die anderen kümmerst, hilft auf lange Sicht niemandem, denn nur
wer etwas hat, kann etwas geben,
wer erschöpft ist, kann nicht Spaß haben,
wer genervt ist, kann nicht freundlich sein und
wer Ruhe braucht und Ruhe bekommt, strahlt auch Ruhe aus.
Wie im Flugzeug gilt die Devise: Erst sich selber die Sauerstoff-Maske aufziehen und durchatmen, dann den Mitreisenden und Kindern helfen.
Wenn Dein Tank voll ist, kannst Du auch durchstarten, geduldig sein und Dich den Kindern und ihren Sorgen, Wutausbrüchen und Tränen widmen.
Leichter gesagt als getan.
Wie geht das denn jetzt mit dem Auftanken?
Das geht mit „positivem Egoismus“ und da bist Du Deine eigene Expertin.
Hier ein paar Ideen zur Anregung für Dich…
- Du darfst Dir Hilfe holen, wenn Du etwas nicht alleine machen möchtest.
- Du darfst Dich hinlegen und klar benennen, dass Du eine kurze Ruhepause brauchst.
- Du darfst Dir ein schönes Kaltgetränk mixen und Musik anmachen, während Du kochst.
- Du darfst Dir das kochen, was Du magst und das Genörgel hinnehmen, weil es Dir schmeckt.
- Du darfst Deine*n Partner*in bitten, die Kindern morgens fertig zu machen oder abends ins Bett zu bringen, während Du Dich um Dich kümmerst.
- Du darfst Dich mit Freunden zusammentun und Euch gegenseitig die Kinder abnehmen, um in dieser Zeit ein paar Stunden für Dich zu haben.
- Du darfst Euch einen Babysitter organisieren und Euch einen schönen Nachmittag/ Abend zu zweit machen.
- Du darfst Euch allen mal 3 Kugeln Eis gönnen.
- Du darfst Deine Kinder vor einen Film setzen, um Dich mal ein paar Minuten in die Sonne zu setzen.
- Du darfst einen Mami/Papi-Ferientag einführen, an dem Ihr etwas unternehmt, was Euch Spaß macht und die Kinder können Euch dabei begleiten.
- Du darfst Dir Dein Lieblingsbuch nehmen, anstatt Dich zum 100sten Mal durch den Grüffelo zu quälen.
Klingt das für Dich egoistisch?
Ja? – dann wird es höchste Zeit, dass Du darüber nachdenkst, was Du für Dich tun kannst. Denn es gibt einen notwenigen positiven Egoismus. Du lebst den Kindern damit vor, dass es wichtig ist, sich auch um sich selber zu kümmern, wenn wir an unsere Grenze kommen.
Behalte aber im Hinterkopf, dass Du dies nicht aus Trotz tust, um „auch endlich mal an der Reihe zu sein“ – nein, Du kümmerst Dich um Dich auch aus Respekt zu den anderen – das macht einen großen Unterschied, wie es bei den anderen ankommt und genommen wird. Denn Dein Umfeld merkt, dass Du Kraft schöpfst, um ruhig und entspannt zu sein, lassen sie Dich dies gerne tun.
Das ist doch selbstverständlich?
Ich weiß, jetzt sagen einige von Euch sicher: Das sollte doch alles eine Selbstverständlichkeit sein.
Ja, aber das ist es nicht. Viele von Euch haben sich in den letzten Jahren aus guten Gründen auch aufgrund der äußeren Umstände um die Themen der Familie gekümmert, dass es allen gut geht. Umso wichtiger ist es nun, das Bewusstsein zu wecken, dass sich bei uns als Eltern auch Stück für Stück wieder Dinge melden, die wir ebenfalls gerne tun möchten. Und das ist ein normales Zeichen dafür, dass die Kinder größer und selbständiger werden. Also nicht egoistisch.
Gerade hat unsere siebenjährige Nachbarstochter geklingelt und ich habe sie gefragt, was sie in den Ferien mache. Da erzählte sie mir von den Plänen der Familie, dass ihre Mutter eine Woche mit zwei Freundinnen wegfahre und dass sie das gar nicht gut fände.
Na klar finden unsere Kinder es doof, wenn wir schlafen, keine Zeit haben und weg sind. Aber genauso merken sie, dass wir erfrischt wieder aufwachen, fröhlich wiederkommen oder entspannt sind, weil wir was Wichtiges erledigt haben. Und dieses Gefühl ist dann viel mehr wert als das Genervt-sein und Gestresst-sein, wenn sie auf Zeit mit uns bestehen.
Dann mal nichts wie ran an die schöne Sommerzeit, die für jeden in der Familie erholsam sein darf!
Schreib mir gerne in die Kommentare, was Du positiv egoistisch für Dich machst.
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Ich bin Isabelle, Elterncoach und 3-fach Mutter.
Ich mache Dir Mut, die Mutter so zu sein, die Du wirklich bist.
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Ich gehe gerne Freitag abend zum tanzen und organisiere einen Babysitter für dir Kids. Sie finden das doof, weil sie nicht wollen , dass ich weg gehe. Das nehm ich mir aber immer mal wieder raus , weil es mir soooo gut tut. Mittlerweile auch fast ohne schlechtes gewissen 😉