Pippi oder Annika? Diese Frage war für mich früher leicht zu beantworten. Ich war nach außen betrachtet eher wie Annika. Ich war nicht wie Astrid Lindgren Pippi Langstrumpf beschrieben hat „wild, frech und wunderbar“, sondern „lieb, brav und wunderbar“. Als mittlere von drei Schwestern war ich der mittlere, vermittelnde Part zwischen zwei Pippis. Aber nein, so pauschal lässt sich das nicht sagen, denn meine Schwestern schmunzeln sicher gerade sehr, wenn sie dies lesen. Hinter den Kulissen ist es ja eh meist ganz anders. Wunderst Du Dich nicht auch manchmal, was in der Kita oder Schule über Dein Kind gesagt wird? „Er ist immer so hilfsbereit.“, „Sie ist stets kooperativ.“, „Er unterhält die ganze Klasse.“
Was meinst Du?
Lassen sich Pippi und Annika so leicht trennen?
Steckt nicht in jedem von uns ein bisschen beides – ein kreativer, neugieriger und mutiger Geist und ein überlegter, vernünftiger und auch mal vorsichtiger Geist?
Astrid Lindgren, die ich heute an ihrem 20. Todestag ehren möchte, hat sicher nicht ohne Grund beide Mädchenfiguren geschaffen: Pippi und Annika. Sie hat genau hingeschaut, was uns als Menschen ausmacht:
- Wie viel Pippi und Annika steckt in uns?
- Wie ist das perfekte Verhältnis von beiden Anteilen?
- Müssen wir gerade mehr unsere Pippi oder unsere Annika stärken?
Wenn ich mich und meinen Alltag gerade anschaue, ist mein Annika-Anteil gerade sehr präsent: Ich mache täglich meine Arbeit, ich bemuttere brav unsere drei Kinder, mache ihnen täglich gesundes Essen, achte darauf, dass sie ihre Hausaufgaben erledigt haben, versuche sie pünktlich ins Bett zu bringen – Gähn.
Und wo bleibt der Spaß?
Wo ist der verrückte Anteil, der ja in der Tat die vergangene Zeit nicht gefüttert werden konnte – wie auch bei Ausgangssperre, Lockdown und Kontaktverbot?
Innerlich merke ich gerade, wenn ich dies schreibe, dass Kräfte in mir geweckt werden. Vielleicht liegt es an den Frühlingsgefühlen, die nach einer Winterpause wieder wach werden oder an meinem inneren Pippi-Anteil, dass jetzt Schluss ist. Ich werde heute keine Gemüsesuppe kochen, sondern Käsespätzle mit Speck und zum Nachtisch einen Schokopudding mit Sahne.
Auch Lust bekommen, wieder mehr wie Pippi zu sein?
Ich krame jetzt mal wieder meinen Blogartikel heraus, und schaue, was ich heute mit den Kindern Verrücktes anstellen kann: Lust auf 12 verrückte Aktivitäten mit Deinem Kind, die garantiert in Erinnerung bleiben?
Ich bewundere Astrid Lindgren, die sich für Kinder so stark gemacht hat und durch ihre Bücher vielen Kindern die Welt ein Stück weit „wild, frech und wunderbar“ gemacht hat. Ich habe Euch die für mich liebsten Weisheiten von ihr aufgeschrieben und möchte sie Euch ans Herz leben, da noch heute so viel Wahrheit und Inspirationen darin stecken.
Sie schrieb einst über ihre eigene Kindheit:
„Sie war schön und ich weiß, warum es so war. Zweierlei hatten wir, was unsere Kindheit zu dem gemacht hat, was sie war – Geborgenheit & Freiheit.“
Aus diesem Urvertrauen heraus hat sie mit viel Phantasie und Witz Geschichten geschrieben.
„Alle Menschen sollten ihre Kindheit von Anfang bis Ende mit sich tragen“ – Astrid Lindgren
Und das ist es, was sie immer wieder in all ihre Bücher reingebracht hat: Die Geborgenheit durch gemeinsame Zeit in der Familie, Rituale und Zuverlässigkeit (Annika) und die Freiheit durch Verrücktsein, Entdecken, Neugier und unbeaufsichtigte Zeit (Pippi). Sie sagte:
„Es gibt kein Alter, in dem alles so irrsinnig intensiv erlebt wird wie in der Kindheit. Wir Großen sollten uns daran erinnern, wie es war.“ – Astrid Lindgren
- Und wie war es bei Dir als Kind?
- Wie steht es mit Deiner Pippi und Annika?
- Welchen Anteil möchtest Du mal wieder wecken?
Wenn Du hinschaust, geben Dir Deine Kinder genügend Einladungen, mal wieder verrückt zu sein – denn den vernünftigen, sich sorgenden und an Regel haltenden Anteil kennen sie sicher schon gut an Dir.
Ich war am Wochenende mit meinen zwei besten Freundinnen in den Bergen, wir haben Sandwichtoast im Pensionszimmer gegrillt, wie früher nachts durchgequatscht und uns „wild, frech und wunderbar“ gefühlt. Dafür räume ich auch heute wieder brav die Spülmaschine aus und wasche die Wäsche der ganzen Familie.
Nicht Pippi oder Annika, sondern Pippi UND Annika!
Ich wünsche Dir einen guten Start in die Woche und zitiere aus aktuellem Anlass nochmal die so bemerkenswerte Astrid Lindgren:
„Wenn Pippi Langstrumpf jemals eine Funktion gehabt hat außer zu unterhalten, dann war es, dass man Macht haben kann und sie nicht missbraucht.“ – Astrid Lindgren
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