Was möchtest Du mal werden – Eine Frage neu interpretiert – Fördere Werte und Stärken Deines Kindes
Schon im Kindergarten oder in der Grundschule werden unsere Kleinsten immer mal wieder gefragt: „Was möchtest Du mal werden?“ Oder wir selbst stellen diese Frage voller Vorfreude auf die Antworten wie „Astronautin, Bäcker, Müllfrau, Polizist, Fußballprofi, Konditorin“.
Klar, wir meinen es gut! Wir wollen, dass unsere Kinder Zukunftsträume und Idole haben, erfolgreich und glücklich werden, ihren Platz in der Welt finden. Und ja, die Frage nach dem „Was“ – nach dem Beruf, der Rolle – hat absolut Ihre Berechtigung! Sie regt an, über Interessen nachzudenken und erste Ideen zu entwickeln.
Doch gleichzeitig birgt sie eine kleine Falle, wenn wir dann, wenn sie älter werden, nur darauf den Fokus legen. Sie kann die Identität unserer Kinder sehr stark mit einem zukünftigen Beruf verknüpfen. Als wäre man erst „jemand“ oder „erfolgreich“, wenn man einen bestimmten Jobtitel trägt. Dabei sind unsere Kinder so viel mehr als Ihr zukünftiger Beruf!
Was wäre, wenn wir diese wichtige Frage einfach ergänzen? Statt „Was möchtest Du mal werden?“ allein könnten wir fragen:
„Wie möchtest Du mal sein?“
Diese zweite Frage öffnet Türen zu einer ganz anderen Welt der Selbstentdeckung. Sie lenkt den Blick auf die eigenen Werte, die individuelle Persönlichkeit und das Bewusstwerden der eigenen Stärken. Es geht nicht nur darum, ob sie Ärztin, Maurer oder Künstler werden, sondern darum, welche Qualitäten sie entwickeln möchten und welchen Beitrag sie leisten möchten.
Ich habe vor ein paar Wochen einem zehnjährigen Jungen die Frage gestellt: „Wie möchtest Du mal sein?“ und war gerührt von der Antwort. Er wolle „hilfsbereit, freundlich und großzügig mit sich und seinen Freunden sein„. Bähm! Hätte ich das erfahren, wenn er mir nur erzählt hätte, er wolle DFB-Profi-Fußballer werden? Er hat mir noch erzählt, dass es beim Fußball aber auch darauf ankomme, nicht nur freundlich und hilfsbereit zu sein, sondern dass man sich da auch mit dem Körper durchsetzen müsse, was er noch besser üben wolle.
Egal, welche Berufe in 10 oder 20 Jahren relevant sein werden (wer weiß das schon?!), diese inneren Qualitäten und das Bewusstsein über die eigenen Stärken bleiben bestehen. Sie sind das Fundament für ein erfülltes Leben – und auch dafür, später einen Beruf zu finden, der wirklich zu ihnen passt und sie zufrieden macht.
Warum das „Wie“ eine so wertvolle Ergänzung ist:
- Es fördert Selbstkenntnis: Kinder lernen, über ihre intrinsischen Motivationen, ihre Stärken und ihre Wünsche nachzudenken, anstatt nur äußere Erfolge anzustreben.
- Es stärkt die Identität: Ihre Identität wird nicht nur an einen wandelbaren Job geknüpft, sondern an stabile innere Werte und Charaktereigenschaften.
- Es nimmt Druck raus: Die Last, sich schon früh auf einen Beruf festlegen zu müssen, weicht der Freiheit, sich als Mensch zu entwickeln.
- Es führt zu Erfüllung: Wer weiß, wie er oder sie sein möchte – mutig, kreativ, verantwortungsbewusst – wird auch einen Weg finden, diese Qualitäten in jedem Lebensbereich, auch im Beruf, zu leben.
Wie Du das „Was“ und „Wie“ in den Alltag mit Deinem Kind bringst
Fangt an, beide Fragen im Gespräch mit Euren Kindern zu stellen. Vielleicht nicht direkt frontal, sondern immer wieder im Alltag integriert:
- „Das ist ja spannend, dass Du Astronaut werden möchtest! Wie stellst Du Dir vor, als Astronaut zu sein? Möchtest Du mutig sein? Oder viel entdecken?“
- „Du spielst so gerne mit den Bausteinen. Wie fühlst Du Dich, wenn Du etwas Neues erschaffen hast? Und wie möchtest Du jetzt weiter kreativ sein?“
- „Was ist Dir wichtig, wenn Du mit anderen umgehst? Wie möchtest Du, dass sie anderen Dich wahrnehmen? Was kannst Du dafür tun?“
Klar, diese Fragen klingen jetzt erstmal gedrechselt und man muss auch die Zeit nehmen, hier tiefer reinzugehn. Diese Gespräche stärken aber nicht nur das Selbstbewusstsein Eurer Kinder, sondern auch Eure Verbindung. Sie lernen, sich selbst zu verstehen, ihre Stärken zu erkennen und ihre Persönlichkeit zu entfalten – eine viel solidere Basis für ihr gesamtes Leben, inklusive der späteren Berufswahl.
Lasst uns unsere Kinder ermutigen, nicht nur einen Beruf zu finden, sondern die einzigartige Person zu sein, die sie bereits sind. Egal, wie alt Eure Kinder sind, überall gibt es Gelegenheiten, sie zu stärken.
Was oder WIE wolltest Du mal werden? Denk gerne mal darüber nach, wie viel Deines damaligen Traumes heute noch in Deiner jetztigen Aufgabe oder Leidenschaft steckt. Mein Traum war es immer Radiomoderatorin zu werden, hm, da muss ich jetzt selber mal drüber nachdenken 😊
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Ich bin Isabelle, Elterncoach und 3-fach Mutter.
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