Geschwisterstreit: Fluch oder Segen? 3 sofort umsetzbare Tipps für Eltern
- Geschwister sind die einzigen Menschen, über die wir uns permanent ärgern und die wir trotzdem unendlich lieb haben.
- Geschwister zoffen und lieben sich, verkloppen und vertragen sich, sind eifersüchtig aufeinander und nehmen sich gegenseitig auf oder in den Arm.
- Geschwister sind knallhart und ehrlich im Feedback und meinen es meist nur gut.
- Geschwister leben in ständigem Konkurrenzkampf – doch wenn’s hart auf hart kommt, stehen sie füreinander ein.
Da dies in jungen Jahren in einem irren Tempo mehrmals am Tag oder auch in der Stunde passiert, bringt es uns Eltern an die Grenzen unseres Nervengerüsts.
Klar, wenn man weiss, dass dies evolutionär gesehen ein Kampf um die alleinige Liebe der Eltern ist, quasi ums alleinige Überleben als Kind, ist es nachvollziehbar. Trotzdem ist es unfassbar anstrengend, denn schließlich haben wir uns vorgestellt, dass es so schön für unser Kind ist, wenn es nicht alleine aufwächst und immer jemanden zum Spielen hat.
Doch wie kannst Du mit Geschwisterstreit gut umgehen?
Ist Geschwisterstreit für Dich Neuland, da Du alleine mit Deinen Eltern groß geworden bist oder hast Du selber Geschwister und damit eigene negative und positive Erfahrungen gemacht?
Ich habe für Dich heute 3 sofort umsetzbaren Tipps für eine gute Geschwisterbeziehung, mit denen Du direkt heute starten kannst:
1. Stopp – VERGLEICHEN:
Als ersten kleine Tipp gebe ich Dir folgende Beobachtungsaufgabe für die nächsten Tage mit:
Beobachte, wie Du mit dem Thema „Vergleichen“ umgehst.
Möchtest Du Deine Kinder motivieren, wenn Du sagst: „Wer als erstes im Auto ist, darf vorne sitzen“ oder rutschen Dir auch manchmal Sätze raus wie „Kannst Du nicht einmal still sitzen wie Dein kleiner Bruder?“ Als ich vor vielen Jahren über das Thema Vergleichen gelesen habe, war ich im ersten Moment felsenfest davon überzeugt, meine Kinder nicht zu vergleichen und schwupps hörte ich mich in den kommenden Tagen Sätze reden wie: „Schau, Deine Schwester hat ihre Jacke schon an, beeile Dich.“ Je mehr Du aufmerksam dafür wirst, wie Du mit Deinen Kinder sprichst, desto mehr machst Du ihnen ein Geschenk für Ihre Beziehung. Vergleichen fördert Rivalitäten, auch wenn es aus unserer Sicht nur gut und motivierend gemeint ist. Vergleiche lösen Gefühle aus, die den anderen ablehnen und damit die Geschwisterbeziehung wackeln lässt. Du kannst bei allem, was Du sagst bei einem Kind bleiben und das andere komplett außen vorlassen und bewirkst viel mehr. Ich hätte also besser sagen sollen:
„Bitte zieh Deine Jacke an, wir müssen jetzt los.“
Wettbewerbe kannst Du immer gegen Dich und die Geschwister als Team ausrufen.
„Ich bin gespannt, wer schneller am Auto ist, Ihr oder ich?“
Selbst positive Vergleiche gehen nach hinten los. Wenn du sagst:
Ich wünschte, dein Bruder würde sich einfach hinsetzen und seine Hausaufgaben ohne viel Aufhebens machen, wie du es tust!“, denkt deine Tochter:
„Ich bin das gute Kind, also liebt Mama mich… Ich muss immer ein gutes Mädchen sein, um geliebt zu werden.“
Viel Spaß beim Beobachten, wie Du mit dem Thema Vergleichen umgehst.
Ein Weglassen kann so viel Gutes bewirken.
2. Erinnerung an SCHÖNE MOMENTE
Sei das Tagebuch für die schönen Momente Deiner Kinder. Nur Du hast den Überblick und erinnerst Dich an all die vielen Glücksmomente im Leben Deiner Familie – teile sie! Frische ihr Wissen immer wieder auf, sei es einfach mal so abends im Bett, wenn Ihr über die Vergangenheit redet.
- „Erinnerst Du Dich noch als Du fünf warst und Deinem Bruder geholfen hast, sich in den Kindergarten einzuleben, Du hast ihn an die Hand genommen und ihm alles gezeigt. Da war es für ihn so hilfreich, Dich als erfahrenen großen Kita-Bruder zu haben, der sich um ihn kümmert.“
Auch in Momenten, in denen Deine Kinder eine schwere Zeit miteinander haben, kannst Du sie an die guten Momente erinnern.
- „Manchmal gibt es Momente, da wünschst Du Dir, dass Dein Bruder auf dem Mond leben würde, stimmts? Da wäre es so schön für Dich, wenn Du uns wieder exklusiv für Dich alleine hättest. Und gleichzeitig wäre es ja auch so langweilig, der mit Dir Fußball spielt, den Du ärgern könntest oder der Dich anhimmelt, wenn Du ihm Geschichten erzählst. Hm, da sind dann zwei Gefühle in Dir. Das ist sicher manchmal verwirrend für Dich. Es ist total ok, wütend zu sein, wenn er Dir Deine Sachen wegnimmt. Du kannst mir immer erzählen, wenn Dich was ärgert und wir finden eine Lösung.“
3. Exklusive 1:1-ZEIT
Wenn Du die Möglichkeit hast, immer mal wieder 1:1-Zeit mit jedem Deiner Kind zu verbringen (5-10 Min reichen total aus), kannst Du viel nicht nur für Eure enge Verbindung tun, sondern damit auch jedem Kind das Gefühl geben, dass es wichtig und einzigartig in der Familie ist. Du kannst mit ihm lachen, spielen, sich ihm aktiv zuwenden, ihm zuhören und auch in schwierigen Situationen ruhig da sein. Das geht dann nicht von heute auf Morgen, aber Stück für Stück spürt Dein Kind, dass Du in guten wie in turbulenten Zeiten liebevoll da bist und wird dadurch viel bereitwilliger, auch auf Dich und Deine Wünsche und die der Geschwister einzugehen. Die Rivalität wird damit reduziert, da der Kampf um die Alleinherrschaft nicht mehr relevant ist.
Hier vier kleine Regeln für die 1:1-Zeit, damit Dein Kind daraus gut auftanken kann:
- Lege Dein Handy bei Seite und sage den anderen, dass Du nun für 10 Minuten nicht ansprechbar bist. Bei kleineren Geschwisterkindern könntest Du dafür vielleicht die Mittagsschlafzeit nutzen, Dir Unterstützung holen oder den anderen ein Hörbuch anmachen. Sie werden es respektieren lernen, da sie selber auch in den Genuss der ungestörten 1:1-Zeit kommen wollen.
- Dein Kind entscheidet, was ihr beide macht und Du folgst ihm, natürlich nur, wenn die Aktivität nicht unrealistisch oder gefährlich ist.
- Du gibst klar vor, wie lange die 1:1-Zeit sein wird und hast die Zeit im Überblick. Auch wenn Dein Kind dann traurig ist, wenn es schon vorbei ist, darfst Du die Zeit streng einhalten. Sag ihm, wann die nächste Zeit sein wird. Vielleicht hilft Deinem Kind ein Wecker oder eine Sanduhr, um die Zeit im Überblick zu haben.
- Versuche in dieser Zeit, keine Belehrungen, Bewertungen etc. zu machen. Lass Dich ganz auf das Spiel/ die Wünsche ein und beobachte, was Dein Kind macht. Dies ist oft auch ein Spiegel, was es gerade beschäftigt.
Wir als Eltern haben es in der Hand.
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Auf ein starkes Geschwisterteam, das ein Leben lang füreinander da ist.
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Ich bin Isabelle, Elterncoach und 3-fach Mutter.
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