Kennst Du folgende Sätze? „Du darfst nicht hauen“; „Hör auf, die ganze Zeit am Handy rumzuspielen.“; „Du sollst nicht schmatzen“; „Klettere nicht so hoch“; „Pass auf, dass Du da nicht runterfällst“.
Ja, warum fallen Kinder vom Klettergerüst, obwohl wir ihnen sagen, sie sollen nicht runterfallen und warum hauen sie nochmal drauf, obwohl wir ihnen doch gerade klar gemacht haben, sie sollen damit aufhören?
Ich werde Euch jetzt 3 Fragen rund um die „Nicht-Sprache“ beantworten und Euch aufzeigen, wie wir unserem Kind alternativ in einfacher, konkreter und verständlicher Weise sagen können, was wir von ihm erwarten. Wörter wie „Nicht“ und „Nein“ können und dürfen wir nicht gänzlich streichen, da sie unseren Kindern Grenzen aufzeigen und Orientierung geben können. Jedoch ist ein Umdenken in unserem Sprachgebrauch in vielen Situationen für unser Kind von Nutzen.
1. Wie wirkt die negative Sprache?
Die Verarbeitung von „Nein“ und „Nicht“ ist für unser Gehirn viel schwieriger als die Umsetzung positiver Aussagen. Das „Nicht“ wird verschluckt und daher nicht richtig verarbeitet. Das klassische Beispiel: „Denk jetzt nicht an ein grünes Krokodil“, zeigt es deutlich: Wir sollen das Krokodil durchstreichen, obwohl wir es uns gerade richtig gut als grünes Ungetüm vorstellen, und nun an etwas ganz anderes denken. Einem Kind geht es genauso. Wenn wir ihm sagen „Geh nicht auf die Straße!“, hört es eher „Geh auf die Straße“. Es muss also ein Doppeldenken vollziehen. Es bekommt von uns etwas mitgeteilt, was es nicht tun soll, wir erwarten aber von ihm, dass es das tun soll, was wir ihm nicht mitgeteilt haben.
Aber warum motivieren wir unsere Kinder so oft in dieser „negativen“ Weise, obwohl es oft das Gegenteil bewirkt? Eindeutiger und klarer wäre der Satz „Bleib auf dem Gehsteig“.
2. Warum verwenden wir die „Nicht-Sätze“ so oft?
Wer mit Kindern zusammen ist, ist auf deren Sicherheit und ein gutes Benehmen fokussiert. Einseitig überlegen wir also, was alles nicht passieren soll, anstatt uns Ziele für ein erwünschtes Verhalten vor Augen zu halten. Uns rutschen diese „Nicht-Sätze“ dann immer wieder heraus. Um drohende und negative Folgen zu vermeiden, kommen wir in Situationen, in denen wir eingreifen wollen. Da sind diese Negativ-Anweisungen schlicht die leichteren. Sicher ist dies nicht gänzlich zu vermeiden, wir können uns aber immer wieder unseren eigenen sprachlichen Umgang mit unseren Kindern bewusst machen.
3. Wie können wir im Alltag die positive Sprache nutzen?
Positiv motivieren heißt, dem Kind deutlich zu machen, was von ihm erwartet wird, ihm eine verständliche und konkrete Handlungsanweisung zu geben. Das bedeutet, dem Kind eindeutige Grenzen und Erwartungen zu formulieren, ohne diese langatmig zu beschreiben.
Hier sind ein paar Beispielsätze, die helfen, die eigene Sprache bewusster wahrzunehmen:
- „Steh nicht immer erst so spät auf“ – „Stell Dir einen Wecker und stehe rechtzeitig auf“
- „Schrei nicht so rum“ – „Ich verstehe Dich besser, wenn Du leiser sprichst“
- „Vergiss nicht Deine Brotbox“ – „Pack Deine Brotbox ein“
- „Nimm nicht so viel Nudeln“ – „Nimm Dir zwei Kellen Nudeln, Du kannst Dir später noch mehr nehmen.“
- „Renn nicht die Treppe runter“ – „Halte Dich fest und geh langsam die Treppe runter“
- „Lass Deine Jacke hier nicht liegen“ – „Häng Deine Jacke im Schrank auf“
- „Schmatz nicht beim Essen“ – „Lass den Mund beim Essen zu“
Ich möchte Euch ermutigen, Euren Alltag zu durchdenken und Euch selber zuzuhören, wo Ihr Beispiele für die Negativsprache findet und wo Ihr sie in hilfreiche und präzise formulierte Positivsprache umwandeln könnt.
Kinder sind für klaren Handlungsanweisungen dankbar. Auch wenn dies Arbeit bedeutet und das „doppelte Können“ der Umdeutung von Euch vollzogen werden muss, ist es für Euer Kind damit leichter, Euren Anleitungen zu folgen. Vor allem unsichere Kinder können mit den negativen Kommentaren aus dem Lot gebracht werden. Konzentriert Euch auf die Stärken und Fähigkeiten und schenkt Eurem Kind Euer Vertrauen. So wird es sich sicher und selbstbewusst entwickeln.
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