Isabelle von Abendroth - Elternblog

Warum hört mir mein Kind nicht zu und tut nicht, was ich möchte?

Warum kommt es wegen fehlender Kooperation der Kinder oft zu Streit und Frust in den Familien? Ich möchte Dir hier Impulse geben, die Dir helfen, mit Deinem Kind in einem guten Kontakt zu bleiben.

Nachfolgend nenne ich Dir drei Gründe, warum Dein Kind Dir nicht immer zuhört und was das mit seiner Situation und seiner Entwicklung zu tun haben kann. Du erfährst auch, warum es für Dein Kind langfristig so wertvoll ist, sich selber, d.h. sein Verhalten und seine Gefühle regulieren zu können. Klar solltest Du als allererstes sicherstellen, dass es akustisch korrekt hören kann, meist liegt das Nicht-Zuhören jedoch an anderen Gründen.

 
1. Unterschiedliche Prioritäten:

Kinder haben viel im Kopf und selten sind es die Dinge, die wir von ihnen möchten. Sie teilen also unsere Prioritätenliste eher weniger. Das erschwert unseren Alltag immens, gibt aber eine Erklärung dafür, warum Dein Kind nicht sofort aufspringt und gehorcht, sobald Du rufst. Kinder leben in ihrem Augenblick, konzentrieren sich voll auf das, was sie gerade machen. Neudeutsch wird dies auch Flow-Erlebnis genannt. Kinder können das noch, sich in etwas richtig zu vertiefen und alles andere drum herum auszuschalten.
Was für sie ein Segen ist, kann für uns aber ein Fluch sein, wirkt respektlos und ignorant. Dieses Verhalten des Nicht-Hörens ist jedoch nie gegen uns gerichtet. Sie kümmern sich um sich selber und haben uns nicht auf der Prio-Liste. Das sollten wir nicht persönlich nehmen, denn das erschwert den Kontakt.

 

Das hilft:

Kontaktaufbau! Bevor Du etwas möchtest, schau, was Dein Kind gerade macht, geh hin, geh auf Augenhöhe, berühre es kurz und warte, bis Dir Dein Kind direkt in die Augen schaut. Dann sag nochmal, was Du möchtest. Das klingt jetzt recht aufwendig und es erscheint einfacher, nochmal von der Ferne (vielleicht etwas lauter) zu rufen, was wir wollen. Das Zuwenden erhöht die Chancen jedoch deutlich, dass Dein Kind daraufhin zuhört und das macht, was Du von ihm wünschst, probiere es aus!

 

 2. Fehlende Wahrnehmung:

Der zweite Grund ist dann von Bedeutung, wenn Du merkst, dass sich Dein Kind permanent und mit Gegendruck weigert, mit Dir zu kooperieren. Dein Kind fühlt sich vielleicht nicht genügend ernst- und wahrgenommen. Es hat das Gefühl, selber nicht gehört, sondern aus seiner Sicht viel rumkommandiert zu werden. Es fühlt sich nicht ausreichend mit Dir verbunden. Das Zitat des Kinderpsychologen Haim Ginott sagt es ganz deutlich:

„Ohne Verbindung können wir keinen Einfluss haben.“

Wenn unsere Beziehung zu unseren Kindern zu sehr strapaziert wird, sei es durch zu viele Forderungen, zu viel Stress, scharfe Worte oder zu wenig gegenseitigem Verständnis, dann ist derjenige, der sich benachteiligt fühlt, schwer in der Lage, kooperativ zu sein.

Druck erzeugt dann bei den Kindern Gegendruck.

Die Beziehung braucht dann einen Booster, der ihr hilft, wieder in Balance zu kommen. Kinder tanken vor allem durch Zuwendung, Zeit, Zuhören, Anerkennung und Verständnis ihrer liebsten Vertrauenspersonen wieder auf. Wer von uns tut das nicht auch?

Das hilft:

Exklusive Zeit! Wenn Du die Möglichkeit hast, 1:1-Zeit mit Deinem Kind zu verbringen (regelmäßig 5-10 Min reichen schon), mit ihm zu lachen, zu spielen, sich ihm aktiv zuzuwenden, ihm zuzuhören und auch in schwierigen Situationen ruhig da zu sein, kannst Du viel für Eure enge Verbindung tun. Das geht dann nicht von heute auf Morgen, aber Stück für Stück spürt Dein Kind, dass Du in guten wie in turbulenten Zeiten liebevoll da bist und wird dadurch viel bereitwilliger, auch auf Dich und Deine Wünsche einzugehen.

 

3. Entwicklung des Gehirns:

Der dritte Grund hat etwas mit der Entwicklung des Gehirns Deines Kindes zu tun. Es verändert und entwickelt sich nämlich noch laufend. Gerade im Altern von 6 Jahren und dann nochmal 12 Jahren geschieht eine große Neusortierung im Gehirn, wobei es bei den Kindern durch zu viele Reize von außen schneller zur Überforderung kommen kann. Dein Kind ist also erst dabei zu lernen, wie es sich selber disziplinieren und regulieren kann. Erst mit ca. 20 Jahren ist der logisch denkende Teil des Gehirns – der präfrontale Kortex – so ausgebildet, dass es wie ein Erwachsener nach moralischen Gesichtspunkten, verantwortungsvoll, verständnisvoll und empathisch reagieren kann.

Jedes Mal, wenn Dein Kind Deinen Anweisungen freiwillig folgt, lernt sein Gehirn durch die Bildung neuronaler Verbindungen, Selbstdisziplin anzuwenden.

Außerdem entscheidet es sich dann für Eure Beziehung, d.h. Eure Beziehung ist ihm in dem Moment mehr wert als das, was es gerade vorher getan hat. Allerdings nur, wenn es wirklich freiwillig das macht, was Du möchtest. Geschieht es unter Druck, Drohung oder Erpressung, ist es eine Fremdregulation. Dein Kind lernt so nur, dass es von anderen kontrolliert werden kann.

 

Das hilft:

Es braucht Deine Hilfe, um selbständig zu werden und die eigenen Bedürfnisse zugunsten anderer zurückzustellen – ein wichtiger Schritt zu der Entwicklung seiner Empathie und seines Einfühlungsvermögens. Je öfter Du also mit Deiner Forderung zu Deinem Kind hingehst, Dich ihm kurz zuwendest und es dann freiwillig mitmacht, desto mehr lernt es für sein Leben.

Alles in allem ist es immer wieder hilfreich zu schauen, wo Dein Kind bereits im Alltag kooperiert – vielleicht hilft es spontan mit, den Autoschlüssel zu suchen oder flitzt im Laden los, um die Milch zu holen. Wenn wir unseren Blickwinkel ändern und sehen, was gut läuft, sind die Male, wo es im Spiel versunken ist oder einfach mal einen Bock hat, besser zu managen.

Ich wünsche Dir jetzt viel Spaß, Dein Kind dabei zu beobachten, was bei Euch Gründe fürs Nicht-Zuhören sein könnten. Wenn Du etwas daran ändern möchtest, hast Du es folglich in der Hand, indem Du empathisch und kooperativ auf Dein Kind zugehst.

Gegenseitige Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, nährt sich durch positive Erfahrungen – immer und immer wieder.

In meinem Online-Elternkurs „So sag ich’s meinem Kind“ geht es auch schwerpunktmäßig um das Thema Zuhören, Motivation zu mehr Kooperation, Alternativen für Bestrafung und warum das Thema „Gefühle anerkennen“ ein Schlüssel zur Lösung vieler Alltagthemen ist. Du erhältst in den 6 Wochen zahlreiche direkt anwendbare Ideen, wie Du in Deiner Familie gegenseitigen Zusammenhalt und Mitarbeit durch Empathie fördern kannst. Mein Kurs basiert auf dem gleichnamigen Konzept der weltweit renommierten Erziehungsexpertinnen Faber/Mazlish. 

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